Kinderschutz in Pandemiezeiten

23.04.2021

Über den Kinderschutz während der Corona-Pandemie haben Fachleute und Bürger bei einer Videokonferenz diskutiert!

Über den Kinderschutz während der Corona-Pandemie haben Vertreter aus der Praxis und interessierte Mitglieder und Bürger auf Einladung der Landtagsabgeordneten Frank Boss und Jochen Klenner sowie Ratsherr Michael Schroeren  bei einer Videokonferenz diskutiert. Dabei ging es um die Fragen, wie sich fehlende soziale Kontakte durch Einschränkungen beim KITA-Besuch, Distanzunterricht in den Schulen oder Verbote von Sport- und anderen Aktivitäten auswirken? Welche Sorgen haben Kinder um die Gesundheit von Familie und Freunden? Wie gelingt es in diesen Zeiten Kindeswohlgefährdungen zu verhindern?
Lorenz Bahr gab einen Einblick in aktuelle Studien: „Kinder haben nicht nur das Problem verlorener Bildungschancen, sondern auch verlorener Bindungschancen – ihnen fehlt nicht nur KITA und Schule, sondern Sport, Freizeit und das Miteinander mit anderen Kindern. Kinder machen sich Sorgen ihre Angehörigen, Oma oder Opa anzustecken. Die unsichere Situation sorgt für Stress und Ängste, mit denen sie noch weniger umgehen können, als Erwachsene, die ja vor den gleichen Herausforderungen durch die Isolation stehen.

Prof. Dr. Borg-Laufs von der Hochschule Niederrhein beschäftigt sich mit seinem Fachbereich ebenfalls mit dem Thema: „„Die Studienlage entwickelt sich noch. Wir müssen aber unterscheiden zwischen Risikofamilien, die schon vor Corona Unterstützung benötigt haben und anderen Familien, die jetzt durch die Pandemie vor Probleme gestellt sind. Während teilweise der Hilfebedarf steigt, kommen andere Kinder sehr gut mit der Situation klar.“
Der Leiter des Mönchengladbacher Jugendamts Klaus Röttgen berichtete über die praktische Arbeit während der Pandemie: „Wir haben in Mönchengladbach das Konzept der Sozialraumkonferenzen, die übers Stadtgebiet verteilt sind. Diesen direkten Austausch aller Akteure und Institutionen in den jeweiligen Quartieren setzen wir auch in der Pandemie fort. Wir müssen die unmittelbare Hilfe sicherstellen und ansprechbar sind. 1-2 Mal in der Woche wird angerufen, es gibt Videokontakte und den Austausch mit der Schulsozialarbeit und den Kindergärten.“
Viele Träger versuchen ihre Angebote der Pandemie anzupassen – über ihre Erfahrungen berichtete Ingrid Beschorner, Referentin für kirchliche Jugendarbeit: „Wir versuchen Angebote zu machen – merken aber teilweise auch eine Zurückhaltung bei den Eltern, die besorgt sind.“ Dr. Jörg Hornivius, Vorstand Zornröschen, Verein gegen sexuellen Missbrauch meint: „Auch wir mussten unsere Arbeit umstellen und stehen vor Herausforderungen. Wir merken aber auch, dass online bei manchen Kindern sogar ein besserer Zugang bestehen kann – das sind wichtige Hinweise für die künftige Arbeit.“

Jochen Klenner fasste als Mitglied der Kinderschutzkommission des Landtags zusammen: „Politisch ist es wichtig die richtige Abwägung zwischen Gesundheitsschutz und Bildungschancen und Kinderschutz zu schaffen. Deshalb bedanken wir uns bei allen, die in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind und ihre Angebote in dieser schwierigen Phase aufrecht erhalten und für die Kinder in unserer Stadt da sind. Wir müssen unsere Priorität darauf legen, Bildungs- und Kontaktangebote für Kinder verantwortungsvoll sicherzustellen, damit nicht noch mehr seelische Schäden entstehen.“