„Kirche und Seelsorge in Pandemiezeiten"

26.03.2021

Zoom-Konferenz mit dem Präsident des Zentralrats der Katholiken in Deutschland Prof. Dr. Thomas Sternberg.

„Kirche und Seelsorge in Pandemiezeiten“ – unter dieser Überschrift haben rund 40 Mönchengladbacher auf Einladung des Landtagsabgeordneten Jochen Klenner auf einer Videokonferenz diskutiert. Den Einstiegsimpuls bei der Videokonferenz gab der Präsident des Zentralrats der Katholiken in Deutschland Prof. Dr. Thomas Sternberg.

„In einer Zeit in der wir uns alle nach Nähe und Gemeinschaft sehnen – aber Abstand und Kontaktvermeidung praktizieren müssen, ist die Arbeit für Kirche und Seelsorge nicht einfach. Glaube ist aber nicht nur Beiwerk – wir merken, dass uns die Pandemie auf eine Gedulds- und Nervenprobe stellt – Hilfen für die Seele können deshalb ebenso stärken wie finanzielle Unterstützungsleistungen“, meinte Jochen Klenner zur Einleitung des Gesprächs.

Dies betonte auch Thomas Sternberg: „Unsere Aufgabe ist es Trost und Hoffnung zu geben – Glaube stärkt das Immunsystem. Wir müssen aber auch in dieser Pandemiezeit den Schwächeren als Kirche eine Stimme geben und uns auch in gesellschaftliche Debatten, wie zum Beispiel eine gerechte weltweite Verteilung der Impfstoffe einbringen.“
Oft habe das Thema `Gottesdienste` die öffentliche Debatte bestimmt – dabei sei ein bisschen in den Hintergrund gerückt, was Kirche mit ihren Mitarbeitern und zahlreichen Ehrenamtlern auch in der Krise leiste – bei Nachbarschaftshilfen, sozialen Aktivitäten oder im direkten Kontakt: „Kirche muss `rausgehen` und in dieser Zeit mehr denn je auf die Menschen zugehen“, waren sich auch die anderen Teilnehmer der Debatte einig, wie Pastoralreferentin Ulrike Wellens: „Wir müssen auf Einiges verzichten – schmerzhaft war zum Beispiel die Verschiebung der Heiligtumsfahrt - aber es gibt viele Beispiele für neue Aktivitäten und Ideen.“ Florian Hilgers, Jugendbeauftragter im Regionalteam Mönchengladbach berichtete über einige Aktivitäten und Internetangebote, um mit jungen Gläubigen im Kontakt zu bleiben. Er sieht auch Chancen als Kirche neue Wege zu gehen und andere Menschen zu erreichen.

Viele Gläubige vermissen die gemeinsamen Gottesdienstfeiern und die Eucharistie. „Streaming im Internet ersetzt nicht die Atmosphäre und das Miteinander der gemeinsamen Gottesdienste. In manchen Altenheimen wo schon geimpft worden ist, konnten wir jetzt wieder kleine Gottesdienste feiern und die Menschen waren sehr glücklich“, berichtete Pfarrerin Esther Gommel-Packbier von der evangelischen Kirchengemeinde Wickrathberg:
Prof. Dr. Thomas Sternberg meinte: „Wir gehen als Kirche sehr verantwortungsbewusst mit der Pandemielage um. Für die liturgischen Feiern gibt es sehr strenge Bedingungen, Abstand und Hygiene. Mir ist kein katholischer oder evangelischer Gottesdienst bekannt, nachdem es zu verstärkten Infektionen gekommen ist. Es ist schon verwunderlich gewesen, dass ganz Deutschland über die geplanten zusätzlichen Ruhe- und Feiertage an Gründonnerstag und Ostersamstag gesprochen hat – der Grund für die tatsächlichen Feiertage – nämlich das Osterfest – aber kaum eine Rolle spielte.“ Wie sich die Pandemie auf die künftige Anzahl der Gottesdienstbesucher auswirken werde, sei schwer abzuschätzen: „Manche werden dauerhaft wegbleiben – andere werden vielleicht die Gemeinsamkeit und das Miteinander wieder mehr zu schätzen wissen“, vermutet Sternberg. Jochen Klenner meinte zum Thema „Gottesdienste in Präsenz an Ostern“: „Ein Gottesdienst ist eben nicht mit jeder beliebigen Freizeitaktivität gleichzusetzen – gerade an Ostern verstehe ich daher den Wunsch vieler Gläubigen nach einem verantwortungsvollen Präsenz-Angebot für Gottesdienste.“